Video – Schwieger Architekten 2015 / 2016
Architekten prägen mit ihrer Arbeit unsere Städte, Straßenplätze und unsere Gesellschaft. Der Göttingen-Architekt Hansjochen Schwieger setzt bewusst auf Normalität. Mit technisch wie formal hochwertigen Bauten grenzt er sich von einer spektakulären und häufig aufgeregten Event-Architektur ab.
Konservativ im besten Sinne. Nach diesem Grundsatz arbeiten Schwieger-Architekten seit vielen Jahren erfolgreich in einem breiten Spektrum von Wohn- und Bürobauten bis zum Städtebau. Architektur die höchsten formalen Ansprüchen genügt, dabei nie ihre Aufgabe aus den Augen verliert, urteilt Professor Gert Kähler Hamburg.
Hansjochen Schwieger im Gespräch:
Moderatorin:
Zu Ihrer Arbeit, gibt es da Schwerpunkte, eine Spezialisierung?
Hansjochen Schwieger:
Naja, also wir machen alles. Wir sind sozusagen der Spezialist für das Allgemeine. Und von der Garage bis zur Kirche betreuen wir Bauten. Aber alle mit Sorgfalt und Einfügung in die Umgebung und in Harmonie auch mit der Umgebung, so dass es keine Brüche gibt, und die Bauten sich unauffällig einfügen. Das ist uns ein besonderes Anliegen beim Bauen im Bestand. Besondere Bauten sind natürlich Kirchen, große Forschungs- und Laborgebäude oder auch Kliniken, aber auch ganz kleine Aufgaben, Sanierungsaufgaben, Wohnbau, Anbauten. Und das macht uns eigentlich sehr viel Freude. Und wir engagieren uns bei den kleinen Aufgaben genauso wie bei den großen.
Moderatorin:
Sie engagieren sich außerdem auch ehrenamtlich. Zum Beispiel haben Sie im Städtebaubeirat Göttingen mitgewirkt und wurden dafür auch vom damaligen Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel ausgezeichnet. Können Sie uns noch andere Beispiele für Ihr ehrenamtliches Engagement nennen?
Hansjochen Schwieger:
Ja, ich habe in einer Arbeitsgruppe der Architektenkammer gearbeitet, die sich dafür einsetzt, Bauten der 60er und 70er Jahre zu erfassen, die eine Qualität besitzen. Darzustellen und auch erkennbar zu machen auch Bauten der 60er und 70er Jahre zu erhalten. Aber auch öffentliche Veranstaltungen zu organisieren, wo Bürger einbezogen werden, in diesem Prozess zu erkennen, welche Qualitäten die gebaute Umwelt hat oder haben sollte.
Einige Projektbeispiele folgen unter anderem der Neubau eines Gebäudes der Paul-Gerhardt-Schule in Dassel mit Foyer, gleichzeitig als Veranstaltungsraum mit Bühnen nutzbar, entstanden in 2011.
Die Wohn- und Geschäftshäuser Wenderstraße 22 und 24 in Göttingen wurden im Jahr 2014 saniert, angefangen von der Fassade bis in das Dachgeschoss. Nicht weniger herausfordernd stellte sich die Sanierung und der Umbau des Hauses Barfüßerstraße 11 in Göttingen dar, die im Jahr 2002 stattfand.
Die Wohn- und Geschäftsbebauung an der Sieber, der Sparkasse Herzberg am Harz, entstand in 2000, realisiert nach dem Gewinn eines Architekten-Wettbewerbs. Die Anlage eines kleinen zugehörigen Parks wirkt als Ruhezone und verleiht dem Ensemble Naturnähe und Charme.
Gebäude für Wissenschaft und Forschung stellen besondere Herausforderungen dar. Das Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation erhielt im Jahr 2011 ein neues Gebäude. Zugrunde lag der Gewinn eines nationalen Architektenwettbewerbs.
Das Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie erhielt im Jahr 2010 einen Multimedia-Seminarraum mit Foyer, Bibliothek, Cafeteria und Espressobar. Ebenso wurde der historische Hörsaal saniert. Die Inneneinrichtung des Gastro-Bereiches wurde von den Architekten mitgeplant und mit etwas Glück können Besucher vielleicht dort gerade einem Nobelpreisträger in der Kaffeepause begegnen.
Bei dem Bauvorhaben des PS-Speichers in Einbeck übernahm die Göttinger Planer die Projektsteuerung. Aus einem alten historischen Kornspeicher sollte eine Erlebniswelt rund um die Entstehung der ersten brauchbaren Straßenfahrzeuge entwickelt werden. Fertigstellung erfolgt im Juli 2014.
Zu dem Ensemble PS-Speicher wird gerade ein Hotel gebaut. Die Planung und Bauleitung liegen bei Schwieger Architekten. Und als nächstes Projekt entwickelt das Büro Ideen für eine ergänzende Veranstaltungshalle „PS-Halle“.
Dazu ein Statement von Herrn Holger Eilers, Vorstand der Kulturstiftung Kornhaus.
Holger Eilers:
Herr Schwieger ist in einer Phase in das Projekt eingestiegen, als dem kleinen Team des PS-Speicher das Projekt über den Kopf zu wachsen drohte. Schwierige bauliche Verhältnisse im historischen Kornspeicher, vielfältige Anforderungen und Auflagen der Baubehörden, eigene hohe Ansprüche an Qualität und Gestaltung und vor allem ein immenser Zeitdruck hatte die Beteiligten an die Grenze ihrer Belastbarkeit gebracht.
Insofern war es ein außergewöhnlicher Glücksfall, dass der Schwieger gerade ein anderes Bauvorhaben für die Unternehmensgruppe von Karl-Heinz Rehkopf erfolgreich abgeschlossen hatte und mit seiner Mannschaft die Projektsteuerung in Einbeck übernehmen konnte. Mit seiner Hilfe ist es gelungen, die komplexe Baumaßnahme fristgerecht und mit der gebotenen Sorgfalt abzuschließen, sodass der PS-Speicher pünktlich im Juli 2014 seine Pforten öffnen konnte.
Beim Hotel, dessen Planung erst später begonnen wurde, war Herr Schwieger mit seinem Team von Anfang an dabei. Er setzte auf den vorhandenen Vorarbeiten auf und führte die Planung nach den Vorgaben von Bauherr und Pächter zu Ende. In der folgenden Bauphase konnten wir gut nachvollziehen, wie sehr Herr Schwieger recht hatte mit seiner Mahnung, erst sorgfältig und mit etwas Liebe zum Detail planen, dann ausschreiben und schließlich genau das bauen, was vorher geplant worden war und um Himmels Willen vor allem keine Nachträge. Wir haben das zwar nicht zu 100 Prozent einhalten können, aber beinahe. Die Belohnung sind Baukosten, die gemessen an der erreichten Qualität günstig sind und vor allem annähernd im Plan.
Kosten und Organisation, das ist das eine. Das andere ist die Handschrift des Architekten. Wie gut sie ist, wird man vielleicht nach 10, 20 oder möglicherweise erst 30 Jahren beurteilen können. Mit Herrn Schwieger haben wir einen Architekten gefunden, der die Wünsche des Bauherrn aufnimmt und beinahe unmerklich mit der eigenen Handschrift zu Papier bringt. Schwieger baut modern aber nicht mit modischem Schnickschnack, der schon morgen möglicherweise nicht mehr aktuell ist. Nachhaltigkeit und Beständigkeit bestimmen seine Bauten. In Würde altern – das können Gebäude, wenn man sie entsprechend baut. Dazu braucht man die entsprechenden Materialien, eine sorgfältige Planung im Detail und einen Architekten, der beides miteinander verbindet. So einen besonderen Architekten haben wir in Herrn Schwieger gefunden. Dafür gebührt ihm unser Dank.